Die Altstadtkulisse am Waagplatz wird geprägt durch das „Roten Ross“. Seit 1408 ist hier ein Anwesen nachweisbar. Die erste Erwähnung als Gaststätte erfolgte 1476. Das heutige Gebäude ist das Hauptgebäude eines ehemaligen großen Fürther Bauernhofes. Dieser wurde nach der Zerstörung im 30 jährigen Krieg durch den Gastwirt Georg Stöll ab 1637 wiederaufgebaut. Das heutige Gebäude kann bereits auf ein fast 377-jähriges Alter zurückblicken. Verständlich, dass hier der Zahn der Zeit intensiv genagt hat und daher im letzten Jahr eine umfassende Sanierung erforderlich wurde.
Bei einer geplanten Fassaden-Verschönerung im Herbst 2013 fiel auf, dass die Hauswand zum Waagplatz Einsturz gefährdet war und dringend saniert werden musste. Es ist dem finanziellen Engagement der jetzigen Eigentümergemeinschaft zu danken, dass die schöne Kulisse am Waagplatz und gleichzeitig das älteste Wirtshaus der Stadt auch in Zukunft erhalten bleibt.
Als guter Nachbar unterstützte der Altstadtverein im Rahmen seiner Fördermöglichkeiten dieses Engagement mit 10.000,– Euro. Die Höhe der Förderung macht gleichzeitig deutlich, dass nicht allein Mitgliedsbeiträge für die Fördermaßnahmen eingesetzt werden, sondern auch erwirtschaftete Gelder. Diese kommen aus den Umsätzen der Grafflmärkte und der Altstadtweihnacht. Bei diesen Gelegenheiten werden mit viel Engagement von Mitgliedern und Freunden des Altstadtvereins Würstchen, Getränke und Waffeln verkauft. Jeder, der hier in den Ständen mitgeholfen hat, kann stolz sein, einen kleinen Beitrag zur Rettung des „Roten Rosses“ und anderen Objekten in der Altstadt geleistet zu haben.
Dem Altstadtverein ist der Zustand seines unmittelbaren Nachbarn am Waagplatz nicht egal. Schon einmal startete der Altstadtverein eine Initiative „Rettet das Rote Ross“ 1979. Grund war der baulichen Zustand und soziale Miss-Stände. Das Gebäude hatte einige Jahre als Hotel gedient und war zu dem Zeitpunkt als Gastarbeiterunterkunft in Gebrauch. Erst 1986/1987 wurde das Haus saniert. Der Gasthof wurde zu Gunsten von Wohn- und Geschäftsräumen aufgegeben.
Schon immer war dieses Gebäude eng mit der Fürther Stadtentwicklung verbunden. Von 1833 bis 1940 befand das Anwesen sich in städtischem Besitz wovon es die ersten elf Jahre als erster Sitz der Gewerbeschule diente, aus der später die Realschule hervorging. Auch als städtischer Getreidespeicher wurde es zeitweise benutzt. Deshalb wurde neben dem Gebäude 1835 die Stadtwaage installiert, der der Waagplatz seinen Namen verdankt.
Das „Rote Ross“ ist eines der wenigen noch verbliebenen qualitätvollen historischen Fachwerkgebäude Fürths. Erst 1862 wurde dem Roten Ross das heute so markante, von Denkmalschützern als störender Giebelreiter bezeichnete Uhrtürmchen der gegenüber gelegenen ehemaligen Armen-und Waisenschule, aufgesetzt. Das heutige Türmchen hat allerdings von außen wenig mit dem ursprünglich barocken, achteckigen Turm der Armenschule gemeinsam, wenngleich es in seinem Kern noch identisch ist. Warum man dann das Türmchen auf dem Giebel des Roten Rosses versetzt hat, wird wohl immer ein Geheimnis der damaligen Ratsmitglieder bleiben. Zudem lehnte 1875 der Magistrat einen Antrag der Gemeindebevollmächtigten ab, dass »das Läuten auf dem Thürmchen des Roßwirtshauses zu gewissen Tageszeiten beibehalten werden möge«. Die damalige Begründung des Magistrates klingt heute sehr modern: man habe das früher eben so beschlossen!
Die Glocken im heutigen Türmchen sind allerdings auch nicht mehr von 1774. Als während des 2. Weltkrieges alle nach 1800 gegossenen Glocken zum Einschmelzen gebracht wurden, fiel durch ein Versehen auch das alte Glöckchen dem Materialbedarf zum Opfer.
Ein Kuriosum am Rande: Bis heute befindet sich der Uhrturm im Eigentum der Stadt Fürth, die auch für dessen Wartung aufzukommen hat.